Was ist Agroforstwirtschaft?
Agroforstwirtschaft bezeichnet die gezielte Integration von Bäumen und Sträuchern in landwirtschaftliche Systeme.
Warum ist sie so wichtig?

Mehr als Monokulturen – Agroforste als Alleskönner
Im Vergleich zu Monokulturen, die ausschließlich das kultivierte Produkt hervorbringen und die Böden auslaugen, bieten Agroforste vielfältige ökologische und wirtschaftliche Vorteile. Sie bringen nicht nur reiche Ernten, sondern fördern auch die Gesundheit des Bodens, die Biodiversität und den Klimaschutz.

Kohlenstoffspeicherung – ein Beitrag für das Klima
Kaffeepflanzen, die nach neun Jahren vollständig ausgereift sind, speichern etwa 14 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar. Ein Kaffee-Agroforst mit vielfältigen, ausgewachsenen Bäumen kann jedoch bis zu 128 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar speichern.
Die neuen und wachsenden Agroforste von Curu binden in den ersten zehn Jahren doppelt so viel Kohlenstoff wie eine Monokultur und über zwanzig Jahre sogar dreimal so viel.
Warum ist das wichtig? Die Produktion und der Konsum von Kaffee verursachen CO2-Emissionen. Eine klassische Tasse Kaffee (zubereitet aus 7 g geröstete Kaffeebohnen) stoßt im Durchschnitt 59,12 Gramm CO₂ aus. Der größte Anteil davon – 32,45 Gramm – stammt aus der Landwirtschaft, insbesondere durch die Herstellung von Düngemitteln und Pestiziden.
Curus heranwachsende Agroforste kompensieren Emissionen, indem sie zusätzliches CO₂ speichern. Wir schätzen, auf Basis einer 2020 erschienen Studie von R. Solis, dass unsere neue Agroforste ausreichend CO2 speichern, um die Emissionen der gesamten Lieferkette auszugleichen – von der Landwirtschaft bis zur perfekt gerösteten und verpackten Bohne.

Biodiversität
Curus Agroforste fördern die Biodiversität vom Boden bis in die Baumkronen. Auf jedem Hektar unserer Partnerplantagen werden mindestens 100 Bäume aus 11 verschiedenen Arten gepflanzt und gepflegt, hauptsächlich endemische Baumarten. Diese Bäume schaffen Lebensräume, wo in Monokulturen sonst nur leere Luft oder karger Boden zu finden ist.
Warum ist das wichtig? Brasilien, als größter Kaffeeproduzent der Welt, ist gleichzeitig das Land mit der höchsten und am stärksten gefährdeten Biodiversität auf diesem Planeten. Kaffeeproduktion trägt dazu bei, denn Brasilien produziert fast ausschließlich in Monokulturen. Diese schließen Biodiversität konsequent aus. Sie fragmentieren und zerstören natürliche Lebensräume im Atlantischen Regenwald, einer der artenreichsten Regionen der Welt.
Curu geht gezielt gegen diese Fragmentierung vor. Unsere Agroforste können funktionale Verbindungen zwischen isolierten Waldstücken schaffen. Es entstehen Wanderkorridore, durch die Tiere dank Bodendeckung und Baumkronen sicherer zwischen Wäldern migrieren können. Die Plantagen unserer Partner befinden sich zwischen zwei Naturreservaten wo der vom Aussterben bedrohte Muriqui Affe lebt. Die Muriqui Populationen in diesen Wäldern sind zu klein, um sich vermehren, und sie werden, wenn wir nichts verändern, aufgrund von Inzucht und Krankheiten aussterben.
Durch den Anbau von Agroforsten entlang der 50 Kilometer langen Strecke zwischen den Naturreservaten können wir diese Tiere gemeinsam mit dir vor dem Aussterben bewahren. Dafür musst du nur unseren Kaffee trinken!

Gesunde Böden – die Grundlage für alles Leben
In einer Handvoll gesunder Erde befinden sich 10 bis 100 Millionen Organismen, die den Boden auf natürliche Weise fruchtbar machen. Intensive Monokulturen schädigen diese empfindlichen Ökosysteme durch den Einsatz von Pestiziden, Fungiziden und Herbiziden. Dadurch verliert der Boden langfristig seine Fruchtbarkeit.
Die Bauern von Curu verzichten auf synthetische Pflanzenschutzmittel und lassen dies zertifizieren (lese mehr in unserem Wirkungsbericht darüber). Unsere Agroforste halten den Boden mit einer Pflanzendecke geschützt. So wird der fruchtbare Boden durch den tropischen Starkregen nicht wegetragen. Die Bodenpflanzen, mit ihren Wurzeln, unterstützen andere Lebewesen. Wenn sie sterben, bringen sie sich als organisches Material in den Boden ein und machen ihn so fruchtbarer. Der Boden hat durch das organische Material eine bessere Struktur und speichert mehr Wasser. Überreste der Pflanzen werden langfristig als Kohlenstoff im Boden gebunden.
Einige der Bäume in unseren Agroforsten sind gezielt dafür da den Boden zu verbessern, wie beispielsweise der Ingá-Baum. Ingá beherbergt Mikroorganismen, die Stickstoff im Boden freisetzen, ein wichtiger Dünger. Zugleich halten Ingá Bäume Schädlinge - wie den Kaffeekirschenbohrer - in Schach.

Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels
Kaffeepflanzen gedeihen bei Temperaturen zwischen 12 und 27 Grad Celsius und vertragen Dürreperioden von maximal drei Monaten. Doch Hitzewellen mit Temperaturen von bis zu 50 Grad und Dürreperioden, die länger als sechs Monate dauern, werden immer häufiger. Experten erwarten, dass bis 2050 mindestens die Hälfte der heutigen Kaffeeanbauflächen für den Anbau von Kaffee nicht mehr geeignet sein wird.
Agroforste wirken diesen Herausforderungen entgegen. Die Bäume schaffen Schatten und ein Mikroklima, das extreme Temperaturen abpuffert: An heißen Tagen bleibt es unter den Baumkronen kühler, an kalten Tagen sinken die Temperaturen nicht so stark.
Zusätzlich speichert der gesunde Boden eines Agroforsts mehr Wasser – dank organischem Material und den Tunneln der Bodenorganismen. Dadurch verlieren Kaffeepflanzen weniger Wasser durch Verdunstung und überstehen Dürreperioden länger.
Durch die Widerstandskraft der Agroforste wird verhindert, dass bestehende Waldflächen für neue Anbauflächen abgeholzt werden müssen.

Kleinbauern stärken
In Kaffeemonokulturen hängt das Einkommen der Bauern ausschließlich von der Kaffeeernte ab. Fällt diese aufgrund schlechter Wetterbedingungen aus (hervorgerufen durch den Klimawandel), fehlen die Einnahmen. Hierdurch können sich die Bauern auch nicht den Dünger leisten, den sie für das nächste Jahr benötigen. So fallen auch die Ernten im nächsten Jahr aus. Es entsteht ein Teufelskreis.
Agroforste bieten eine Lösung. Sie schützen Kaffeepflanzen vor den Auswirkungen des Klimawandels, aufgrund von verbessertem Mikroklima auf der Plantage, sowie durch die bessere Bodenqualität und Wasserspeicherung. Die Diversifizierung der angebauten Pflanzen ermöglicht es den Bauern sich neue Einkommensquellen zu erschließen, da der Agroforst auch andere Produkte hervorbringt. Dadurch sind sie weniger abhängig von einer einzigen Kaffeernte.
Doch trotz der Vorteile setzen Kaffeebauern weiterhin auf Monokulturen. Diese bringen höhere Gewinne, auch wenn sie langfristig nicht funktionieren. Außerdem sind sie bekannter und einfacher zu bewirtschaften. Da Agroforstwirtschaft aber eine Lösung für globale Herausforderungen darstellt sehen wir unsere Aufgabe darin gemeinsam mit deiner Hilfe Lösungen für diese ökologischen Herausforderungen zu schaffen. Deine Aufgabe besteht lediglich darin unseren unverschämt leckeren Curu Kaffee zu trinken. So setzen wir uns gemeinsam für eine bessere Zukunft für Bauern, Natur und zukünftige Generationen ein.
Kaffee-Agroforstsysteme gibt es in allen möglichen Formen und Größen.
Grundsätzlich gilt: Je schattiger und artenreicher ein Agroforst ist, desto höher ist seine Biodiversität und desto geringer die Rentabilität. Warum das so ist, erfährst du hier!

In rustikalen Kaffeeplantagen wächst Kaffee in einem weitgehend natürlichen Wald – dies ist die biodiversitätsreichste, aber auch am wenigsten ertragreiche Anbaumethode. Landwirte verzichten meist vollständig oder weitgehend auf Dünger und Pestizide, produzieren jedoch nur geringe Kaffeemengen.

In einer traditionellen Polykultur oder einem sogenannten „Kaffee-Garten“ werden Bäume und Sträucher für Holz, Obst, Heilpflanzen und natürlich auch Kaffee gepflanzt. In den weniger schattigen Bereichen wachsen Gemüse und Bohnen. Dies ist eine sehr arbeitsintensive Anbaumethode, weswegen sie nicht skalierbar. Wenn größere Bäume hier noch stehen, haben diese Gärten ein vielschichtiges Baumkronendach und damit eine hohe Biodiversität.

In kommerziellen Polykulturen liegt der Fokus auf Renditen. Im Normalfall werden ein oder zwei weitere Spezies neben der Kaffeepflanze angebaut. Avocade, Banane und Kaffee ist eine klassische Kombination für diese Art von Landwirtschaft. Die Beschattung wird durch regelmäßiges Zurückschneiden der Baumkronen reduziert, damit die Kaffeeernte nicht beeinträchtigt wird.

In beschatteten Kaffeemonokulturen verbleibt der Fokus auf der Kaffeeproduktion. Hier werden jedoch auch andere Bäume - aus unterschiedlichsten Gründen - integriert. Manchmal werden sie absichtlich gepflanzt für Holz oder Obst, das die Bauern zu Hause selber nutzen. In anderen Fällen werde sie gepflanzt, um den Kaffee zu unterstützen, da sie die Bodenqualität verbessern und Bienen anziehen. Das verringert den Düngemittelbedarf und so die Betriebskosten und stellt somit einen alternativen Weg für Wirtschaftlichkeit dar. Gelegentlich wird Kaffee auch einfach unter bestehende Bäume gepflanzt, die die Bauern stehen lassen, weil sie einen Nutzen darin sehen, oder diese Schatten spenden.

Unbeschattete Monokulturen verzichten vollständig auf Bäume – die Kaffeepflanzen wachsen in direkter Sonneneinstrahlung. Diese Systeme sind auf maximale Produktivität ausgelegt, und erfordern hohe Mengen an Düngemitteln und Pflanzenschutzmittel. Sie gelten als die wirtschaftlich profitabelste Anbaumethode, haben jedoch gravierende Nachteile: Sie belasten den Boden, verringern die Biodiversität und führen dazu, dass eingesetzte Chemikalien in Flüsse gelangen und die Umwelt schädigen.
Kaffeeagroforste können nicht immer passgenau in einer der oben beschriebenen Kategorien eingeordnet werden. Diese Kategorien beschreiben lediglich die unterschiedlichen Ansätze, die von den Bauern verfolgt werden.
Wenn Agroforstwirtschaft so vorteilhaft ist – warum nutzt sie nicht jeder?